Kurzprosa : Megaparty

 

Die Megaparty der Hauptstadt ist voll im Gange, die Massen wogen unter freiem Himmel hin und her, und als es Mitternacht wird, platzen oben die Raketen, und unten versuchen alle, die Arme zu heben oder zu tanzen. Ein Fernsehreporter, dem mit einer grellen Lampe ein bisschen Raum verschafft wird, hält sich und Frau Dahlke, die mit ihrer Schwester und deren Mann gekommen ist, abwechselnd das Mikrophon vor den Mund.

Und wie gefällt es Ihnen hier auf der Party?

Toll!, schreit Christina Dahlke.

Und was bewegt Ihrer Meinung nach wohl die Massen hier, trotz dieser winterlichen Temperaturen und unter freiem Himmel so ausgelassen zu feiern und zu tanzen?

Einfach Wahnsinn!

Sind Sie alleine zu dieser großartigen Party hier gekommen, oder haben Sie Ihre Lieben hierher mitgebracht?

Klar doch!, ruft Frau Dahlke.

Hi!, schreit ihre Schwester Anna ins Mikrophon, und Schwager Robert winkt in die Kamera.

Der Reporter wendet sich an Robert: Hier ist also die ganze Familie dabei. Und wie hat Ihnen das Feuerwerk hier gefallen?

Super! 

Und nach einer kurzen Pause des Nachdenkens schreit Robert:  

Einfach super!

Woher kommen Sie denn?, will der Reporter von Frau Dahlke wissen.

Aus Treuenbrietzen!

Da haben Sie sich aber einen ganz schön weiten Weg gemacht! Haben Sie denn diese Stimmung hier erwartet?

Genau!

Und wie wird es weiter gehen, bleiben Sie die ganze Nacht hier zum Tanzen und Mitfeiern?

Aber immer!

Plötzlich schaltet der Beleuchter seine Lampen aus, und der Reporter sagt noch ein paar Worte, die man aber nicht mehr versteht.

 

(Aus: "Also gab er erst nochmal tüchtig Gas" 16 dynamische Geschichten, G.W. 2016)